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Rollstuhl

Drei Vertreter des Behindertenbeirats besuchten die Klassen der Fachrichtung Gesundheit/Pflege und berichteten von ihren Erlebnissen und Einschränkungen im Alltag. Ihr Hauptziel ist es, Akzeptanz zu schaffen und Barrieren zu überwinden - Barrieren auf Straßen und in Gebäuden, aber vor allem Barrieren in den Köpfen. "Viele Menschen trauen sich nicht, Menschen mit Behinderungen anzusprechen und diesen eine Chance zu geben, sich zu beweisen." Dieses Schubladendenken der heutigen Gesellschaft ist sehr verbreitet.

Nina Becker ist eine junge Frau, die seit ihrer Geburt stark sehbehindert ist und nur über 5% Sehkraft verfügt. Sie war Abiturientin am Gymnasium am Römerkastell und studiert jetzt an der Uni Mainz. Sie berichtete den Schülerinnen und Schülern von ihren Erlebnissen und Problemen im Alltag, wie zum Beispiel Ignoranz und unangebrachter Hilfe bis zu aggressivem Wegzerren. Auf unsere Frage, wie Träume für sie sind, antwortete sie, dass sie träumt, wie sie sieht. Also in Umrissen, jedoch ohne Details. Sie erkennt Menschen an ihrer Stimme und an ihren groben Umrissen. Nina hat uns verschiedene Hilfsmittel, mit denen sie den Alltag meistert, gezeigt. Zum Beispiel ein Gerät zum Zählen von Geldscheinen. Außerdem gibt es viele digitale Möglichkeiten und Apps zum Vorlesen. Zum Abschied haben wir ihr eine Karte in Brailleschrift (Blindenschrift) geschenkt, worüber sie sich sehr gefreut hat.

Reiner Jakobs erlitt nach einem schweren Motorradunfall ein Schädel-Hirn-Trauma und lag mehrere Monate im Koma. Seine Sprach- und Hörfähigkeiten sind stark beeinträchtigt. Zudem hat er kognitive Einschränkungen. Trotz seiner Behinderung führt er ein selbstbestimmtes Leben. Er zeigt sich gerne ausgefallen, z.B. trägt er immer zwei unterschiedliche Socken und zwei verschiedene Schuhe. Sogar sein Haarschnitt und sein Bart sind asymmetrisch.

Gösta Riemer hat sich bei einem Sportunfall schwer verletzt. Dies endete mit einer tetraplegischen Querschnittslähmung (Arme und Beine sind betroffen). Er bezeichnete es als "Glück im Unglück", dass er inkomplett gelähmt ist und teilweise noch Kontrolle über seinen Körper hat. Er berichtete uns über seine Arbeitsstelle als Ingenieur, die er nach wie vor behalten konnte. Außerdem erklärte er uns, wie er Auto fahren kann und welche Maßnahmen er treffen musste, um sein Haus barrierefrei mit Aufzug und Rampen umzubauen, so dass alles rollstuhlgerecht ist. Alle drei haben sehr offen von ihren Behinderungen und den damit verbundenen Einschränkungen und Möglichkeiten berichtet. Es war sehr informativ für uns und eine wichtige Erfahrung für einen respektvollen Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Vielen Dank dafür.

Von Pascal Matter aus der BF2 22b mit Unterstützung von Selima Ouaj aus der Klasse BF2 22c, beide im Kurs Gesundheit/Pflege. Titelidee: Taylor Ebelshäuser